Landesgedächtniskapelle
Gedächtnisort für alle Opfer von Gewalt
Unter dem Hauptschiff der Basilika befindet sich die Landesgedächtniskapelle, die 2011 neugestaltet wurde. Sie ist ein Gedächtnisort für alle Opfer von Gewalt. Ein Ort, der dem Leid und der Sprachlosigkeit gegenübersteht. Ein Ort zeitgenössischer Architektur von Andreas Cukrowicz und Simon Metzler Architekturbüro Cukrowicz-Nachbaur (Bregenz). Ein Ort zeitgenössischer Kunst von Matt Mullican (New York, Berlin). Ein Ort des Trostes im Fundament und doch hoch über allem. Ein Ort, gewidmet der Würde aller Menschen, die unantastbar ist. Andreas Cukrowicz und Simon Metzler fragten sich: Was tut eine Person, wenn sie nicht weiter weiß? In vielen Fällen zündet sie eine Kerze an. Es galt Licht in diesen unterirdischen Raum zu bringen. Deshalb wurde eine Öffnung in die Außenwand gebohrt, die an dieser Stelle fast sechs Meter dick ist. Mitte März und Mitte September gelangen durch diese Röhre Sonnenstrahlen direkt auf den Schrein mit den Erinnerungsstücken.
Seit Anbeginn der Menschheit wird die Würde des Menschen mit Füßen getreten. Matt Mullicans in den Fußboden eingelassene goldfarbenen Messingscheiben zeigen die nächtlichen Sternbilder der nördlichen Erdkugel von Tagen des Leids. Am Beginn und am Ende dieser Tage steht jedoch die Hoffnung, denn im Anfang ist das Licht und am Ende steht der verheißene Messias.
Sternbild 1 - Schöpfung (beim Lichteinfall)
Sternbild 2 - Freitag, 7. April 30
wahrscheinlicher Todestag Jesu Christi
Sternbild 3 - Montag, 10. August 1914
Sterbetag des ersten Soldaten aus Vorarlberg im ersten Weltkrieg
Sternbild 4 - Montag, 11. November 1918
Sterbetag des letzten Soldaten aus Vorarlberg im ersten Weltkrieg
Sternbild 5 - Sonntag, 3. September 1939
Sterbetag des ersten Soldaten aus Vorarlberg im zweiten Weltkrieg
Sternbild 6 - Mittwoch, 9. Mai 1945
Sterbetag des letzten Soldaten aus Vorarlberg im zweiten Weltkrieg
Sternbild 7 - Sonntag, 25. März 2012
Fest der Verkündigung des Herrn, Eröffnung der Gedächtniskapelle
Gegenüber vom Lichteinfall und der Sternbilder fallen alle zwei Sekunden Wassertropfen von der Decke. Sie entwickeln einen sanften Klang, eine nicht wiederholbare Melodie. Wasser steht hier für Reinigung und die einzelnen Tropfen erinnern an die vielen durch Leid entstandenen Tränen. Das Intervall dieser Tropfen weist hin auf die Zeit, welche für die Verarbeitung von Leid erforderlich ist.
Zwei Bücher mit der Auflistung aller in den Weltkriegen gefallenen und vermissten Soldaten Vorarlbergs – mit Namen genannt, weil sie nicht nur eine Nummer sind in einer Statistik, sondern Opfer mit ihrer Geschichte und ihren zerstörten Hoffnungen.
Der Rosenkranz des seligen Märtyrerpriesters Carl Lampert, den er im KZ bei sich trug – Woran halte ich mich, wenn mir jede menschliche Würde genommen wird?
Ein Kopf aus Ton ein Schrei aus der Tiefe, stumm, mit leeren Augen, modelliert von einem Patienten aus der ehemaligen Landesirrenanstalt Valduna.
Wo ist Gott?
Eine uralte Frage angesichts des Leids, eine Frage, die gerade an diesem Ort nicht vorschnell beantwortet werden kann. Deshalb findet sich kein sofort erkennbares religiöses Zeichen in der Kapelle. Aber die Wände und der Fels sprechen von Gott. In ihm wurzelt jede Menschenwürde. Der Raum ist eingebettet in eine Kirche, und am Rosenkranz hängt ein Kreuz. Das zarte und manchmal auch helle Licht, die Sternbilder und das Wasser künden von Gott, gerade in einem Raum, der einem Verlies mehr ähnelt als einer Kapelle, „denn in ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir“ (Apg 17,28).
Führungen
Wir bitten um Voranmeldung.
Dauer: rund 30 Minuten
Preis pro Führung: Eur 50,-
Kontakt & Anmeldung
Pfarrhaus Rankweil
Liebfrauenberg 10
6830 Rankweil
T +43 5522/44001-6020
office@basilika-rankweil.at