Vor zwei Jahren, von 2020 bis 2021, feierte die Kirche das „Jahr des heiligen Josefs“. Für Papst Franziskus ist der hl. Josef ein Vorbild, vor allem für Väter und für Alltagshelden, denn in der Weltgeschichte mit ihren Herausforderungen und Chancen brauche es Menschen nach seinem Schlag, die sich auszeichnen durch kreativen Mut, Bescheidenheit, Zärtlichkeit und die Bereitschaft zum Hören und zur Übernahme von Verantwortung.
Dieses „Jahr des heiligen Josefs“ hat uns in Rankweil dazu bewogen, in der St.- Josefs-Kirche einen Ort einzurichten, an dem der Namenspatron dieser Kirche besonders verehrt werden kann. Diese Nische ist geprägt durch eine Zimmermannsarbeit, welche auf den Beruf des hl. Josefs hinweist, und eine heimelige Atmosphäre, durch die seine väterliche Sorge für die Familie sinnlich erlebbar ist. Die bisherige Abbildung von Jesu Ziehvater dort ist allerdings eine gut gelungene „Notlösung“. Von allem Anfang an bestand nämlich die Absicht, diese geistliche Ecke durch eine richtige Josefs-Ikone aufzuwerten. Nach längerem Suchen entdeckte ich Ikonen der jungen ukrainischen Künstlerin Kateryna Shadrina, die mich aufgrund ihrer zeitgenössischen Motive und Farbwahl sehr ansprachen. Sie sollte – so mein Wunsch – eine Ikone für die St.-Josefs-Kirche anfertigen. So tat sie es auch, zuerst eingebremst von der Angst und dann Fürsorge um ihren Ehemann, der im Krieg gegen Russland verletzt wurde, und später wiederkehrend unterbrochen durch Bombenalarme.
Eine Ikone ist ein Bild und ein Gebet. Deshalb spricht man davon, dass Ikonen gemalt oder geschrieben werden. Um die Gebetssprache der neuen Josefs-Ikone besser zu verstehen, lassen wir die 28-jährige ukrainische Künstlerin Kateryna Shadrina selbst zu Wort kommen.
Liebe Kateryna, wie sind Sie als so junge Frau auf die Idee gekommen, Ikonen zu malen bzw. zu schreiben?
Ich habe seit meiner Kindheit eine Leidenschaft für die Kunst. So studierte ich zuerst Design und später Kunst. Für meinen Master- Abschluss wählte ich dann „Sakrale Kunst“ als konkretes Fachgebiet. Ich träumte davon, Kirchen auszumalen und mich mit Ikonen zu beschäftigen.
Was fasziniert Sie am Ikonen-Schreiben?
Neben der religiösen Grundlage der Ikonen interessiere ich mich für die offiziell zu beachtenden Regeln in der östlichen Ikonographie und vor allem für die Möglichkeiten, die BildundFarbsprache dieser religiösen Werke
kreativ weiterzuentwickeln.
Welche Charakteristika zeichnen Ihre Ikonen aus?
Ein charakteristisches Merkmal meiner Werke ist das flackernde Licht und die kräftige Verwendung von Farbe. Dabei ist mir nicht die Farbe selbst wichtig, sondern ihre Symbolik. Die Hauptaufgabe der Farbe in einer Ikone besteht darin, die spirituelle Botschaft zum Ausdruck zu bringen.
Welche Bedeutung haben die Farben bei der Josefs-Ikone für Rankweil?
Das Rosa als eine Art von Violett ist ein Symbol für heilende Energie. Blau symbolisiert ewigen Frieden und geistige Reinheit. Dunkelblau steht für Offenbarung und Weisheit, Grün für den Sieg des Lebens über den Tod, das ewige Leben. Weiß ist die Farbe des Lichts, der Freude und der Herrlichkeit Gottes.
Mit welchen Gedanken haben Sie dieIkone angefertigt?
Als ich diese Ikone schuf, wollte ich, dass sie von Lichtenergie erfüllt ist und die Menschen dazu ermutigt, Barmherzigkeit und Liebe zu leben.
Die eskalierenden Brandherde dieser Welt, die zunehmende Radikalisierung in der Politik und Gesellschaft sowie das nicht ausrottbare boshafte Spucken von Gift und Galle (vgl. Dtn 32,33) im alltäglichen Miteinander und im Kleinen zeigen, wie stark wir diese väterliche Barmherzigkeit und Liebe benötigen. So freut es mich sehr, dass wir nun diese Josefs-Ikone am Sonntag, 15. Oktober 2023, um 10.00 Uhr, in der St.-Josefs-Kirche weihen und zur Verehrung aufstellen dürfen. Von Herzen wünsche ich mir, dass diese Nische mit der neuen Ikone ein weiterer Ort in unserer Heimatgemeinde wird, wo viele einen Blick in den Himmel erheischen und dadurch ihren Alltag mit den zu Beginn genannten Haltungen des hl. Josefs meistern können, die ihn zum Vorbild für Väter und Alltagshelden werden lassen, zu einem Beistand für alle, der ermutigt und stärkt. *
Pfr. Walter Juen