Kpl. Paul geht neue Wege

Foto: Stephan Ender

Warum ich euch liebe, aber unsere gemeinsame Zeit nun vorbei ist

Oft trennen sich Wege, selbst wenn man sich bestens versteht. Oft trennen sich Wege auch ohne Konflikte und Streit. Wenn Kpl. Paul nun entschieden hat, Pfarrer in seiner Heimatdiözese zu werden und somit Rankweil zu verlassen, ist es genau so. Vier Jahre war er in der Pfarrgemeinde Rankweil tätig. Er hat uns wohl getan. Ich hoffe sehr, wir ihm auch. Vor Abschluss unserer gemeinsamen Zeit kommen wir mit Kpl. Paul noch einmal ins Gespräch.

Lieber Paul, im Blick auf die vergangenen Jahre: Was lässt dich lächeln und lachen?
Als ich im Jahr 2019 nach Rankweil gekommen bin, habe ich gedacht, dass ich ein bisschen Deutsch kann. Aber mein erster Kontakt mit den Menschen hat mich zum Lächeln gebracht, weil ich sehr wenig verstand, was gesprochen wurde. Auch bei Sitzungen, Veranstaltungen und verschiedenen Treffen wurde hauptsächlich im Dialekt gesprochen. Ich erinnere mich an die erste Sitzung des Pfarrleitungsteams oder Pfarrkirchenrats. Da hast du, Walter, gesagt, dass wenn ihr im Dialekt redet und ich nichts verstehe, ich einfach auf den Tisch klopfen sollte, um euch darauf aufmerksam zu machen. Zwei Mal habe ich das gemacht, dann aber aufgehört. Ich hätte ansonst fast die ganze Zeit auf den Tisch klopfen müssen. Für euch war es eine Gewohnheit, so zu sprechen. Ich musste versuchen, den Dialekt zu verstehen und habe es doch ziemlich gut gelernt.

Welche Erfahrungen haben dich Vorarlberg und Rankweil lieben lernen lassen?
Es gibt viele Erfahrungen, die ich in Vorarlberg und ganz besonders in Rankweil als Kaplan gemacht habe. Das fängt an mit dem Erlernen der deutschen Sprache und des Dialekts. Dann habe ich viele Kirchen in Vorarlberg besuchen, die Menschen vom Ort kennenlernen und mit ihnen ins Gespräch kommen dürfen. Mir gefiel, in einem Team gemeinsam zu arbeiten, an manchen Veranstaltungen und traditionellen Festen in Rankweil teilzunehmen. Lieben lernte ich meine seelsorgerlichen Dienste im Haus Kloster-reben, monatlich kranke und ältere Menschen zu besuchen, die Einführung der neuen Ministranten, die Vorbereitung für die Erstkommunion mit so vielen Kindern. Auch das Arbeiten im Garten oder die Mesnerdienste zu übernehmen, machten mir große Freude. Die Liste könnte noch länger sein. 😊 Gerne dürfen die Pfarrblattleser/innen weiterdenken, ob es so eine Erfahrung gibt, bei der sie mich gesehen oder kennengelernt haben.

Worüber hast du dich manchmal gewundert und den Kopf geschüttelt?
Zwei Sachen haben mich manchmal gewundert. Das erste ist der Versuch vieler Menschen oder Mitarbeiter, alles vorher ganz genau zu planen. Um ehrlich zu sein: Ich liebe die Spontanität bei manchen Sachen. Und das zweite: Wie lange eine Sitzung dauern kann (manchmal länger als drei Stunden) und wie viele Situationen es gibt, die besprochen werden müssen. Ich bin keiner, der viel redet,
sondern gerne etwas tut.

Welches seelsorgliche Tun in unserer Pfarrgemeinde wirst du nach Möglichkeit in deiner neuen Pfarrei umsetzen?
Mir gefällt das Bild, eine Pfarrgemeinde als große Familie zu sehen. Die Pfarrgemeinde Rankweil als eine große Familie – ich finde es wichtig und schön, dass viele Bewohner der Gemeinde und viele Mitglieder der Kirche es so auch erleben können. Um das zu spüren und zu zeigen, haben wir – auch wegen der Coronazeit – mit dem 1. Jänner 2021 damit begonnen, in den täglichen Werktagsmessen in der Basilika für die einzelnen Familien in Rankweil zu beten. Jede Familie aus Rankweil bekommt eine persönliche Einladung zu einem der Werktags-Gottesdienste. Dieses seelsorgliche Tun würde ich gerne auch in meiner neuen Pfarrgemeinde in Rumänien umsetzen. Auch den Vorbereitungsweg für die Kinder zur Erstkommunion und für Jugendliche zur Firmung würde ich gerne umsetzen.

Was könnten wir als Pfarrgemeinde Rankweil aus dem pfarrlichen Leben in Rumänien lernen?
Ich kann auf diese Frage nur eine Antwort geben, nämlich jene des Apostels Philippus: Komm und sieh! Es ist für mich schwierig zu sagen, was die Pfarrgemeinde Rankweil aus dem pfarrlichen Leben in Rumänien lernen kann. Wenn deine Frage weiter ginge mit „Warum?“, dann würde ich sagen, weil die Mentalität und Kultur im religiösen Bereich unterschiedlich sind. Darum wäre es viel einfacher, wenn du dir bzw. wenn ihr euch diese Frage selbst durch einen Besuch in meiner Pfarrgemeinde in Rumänien beantwortet, um entscheiden zu können, was für Rankweil gut passen könnte.

Was hat dich schlussendlich bewogen, einen Neuanfang in deiner Heimatdiözese zu wagen?
Wünsche. Familie. Heimat. – Das sind die drei Stichworte, warum ich mich entschieden habe, nach Rumänien zurückzugehen.
Im Jahr 2016 kam ich mit dem Wunsch und Gedanken nach Vorarlberg, hier für eine gewisse Zeit Erfahrungen zu machen und dann in meine Heimatdiözese zurückzukehren. Mir ist die Familie wichtig, wie – so glaube ich – für jeden Menschen. Die Eltern und meine Schwester mit der Familie in meiner Nähe zu spüren ist bei 1743 Kilometer Ent-fernung leider nicht möglich. Heimat bleibt für immer Heimat. In Rumänien bin ich geboren und dort ist meine Heimat. Dort bin ich aufgewachsen und darum will ich auch der Kirche und meiner Heimatdiözese durch meinen Dienst Dankbarkeitzeigen.

Was war dein Lieblingsplatz in der St.-Josefs-Kirche, auch in der Basilika und der St.-Peters-Kirche?
Mein Lieblingsplatz in allen drei Kirchen in Rankweil war und ist der Altar. Ich mag die Eucharistiefeier, und ich denke, das ist eine wunderschöne Aufgabe eines Priesters. Vor oder hinter dem Altar zu sein, dort fühle ich mich wohl, dankbar, sicher. Von diesem Platz kommen für mich persönlich die schönsten Erfahrungen, und mein Leben wird immer mehr erneuert im Gebet, das ich von dort aussprechen kann. Beim Altar fühle ich mich in Verbindung mit Jesus und mit allen Menschen, für die ich beten darf. Darum ist der Altar mein Lieblingsplatz in den Kirchen.

Über welche Anekdote aus deiner Zeit hier in Rankweil wirst du auch noch in 30 Jahren lachen?  
Es gibt mehrere, aber erzählen will ich nur eine. Es war Sommer und deswegen heiß, und ich sollte beim letzten Gottesdienst von Pfarrer Wilfried Blum in der Basilika dabei sein. Rankweil war für mich noch unbekannt, der Weg zur Basilika auch. Ich kam mit dem Auto nach Rankweil und wollte auf den Kirchplatz der Basilika fahren. Nach dem zweiten Versuch, mit dem Auto auf dem Fußweg hinaufzufahren, ließ ich das Auto auf einem Parkplatz unten und ging zu Fuß den Zick-Zack-Weg zur Basilika hinauf. Es waren noch sieben Minuten, bis die Messe beginnen sollte. Damit ich mich bei der ersten Veranstaltung in Rankweil nicht verspäte, lief ich sehr schnell. Als ich es schlussendlich in die Sakristei schaffte, war ich durchgeschwitzt. Auch wegen meiner Nervosität und des Messgewandes hörte das Schwitzen im Gottesdienst nicht auf.

Welche Gründe gäbe es für uns, dich in deiner neuen Pfarrei zu besuchen?
Zuerst einmal: Wenn ihr mir eine Freude machen wollt, kommt mich in meiner neuen Pfarrei besuchen. Weiter: Es ist ein sehr schöner Ort (siehe QR-Code), und ihr habt die Möglichkeit, Rumänien auch ein bisschen anders kennenzulernen. Slanic Moldova ist eine wunderschöne Stadt im Nordosten Rumäniens. Es ist bekannt für seine atemberaubende Naturlandschaft, das heilende Mineralwasser und faszinierende kulturelle Sehenswürdigkeiten. Auch die katholische Kirche ist schön, und genau neben dem Pfarrhaus gibt es eine Pension. Meine neue Pfarrei ist also perfekt für einen schönen und erholsamen Urlaub. Ein weiterer Vorteil ist, dass ihr jemand vom Ort kennt, der euch begleiten kann.

Lieber Paul, danke für deine Antworten, danke für die Einladung nach Slanic Moldava. Bevor wir nach Rumänien kommen, wollen wir dich dort zuerst einmal ankommen lassen. Davor aber müssen wir Abschied nehmen. Wir tun dies im Abendgottesdienst am Samstag, dem 29. Juli 2023, um 19.00 Uhr in der Basilika. Im Rahmen einer Segensfeier wollen wir dir unsere guten Wünsche und Gedanken mit auf deinen neuen Weg geben. In der Messfeier am Sonntag, dem 30. Juli 2023, um 10.00 Uhr in der St.-Josefs-Kirche, danken wir Gott dafür, dass er uns zusammengeführt hat. Zu diesen beiden Gottesdiensten lade ich im Namen des Pfarrleitungsteams sehr herzlich ein. *  

Pfr. Walter Juen