Deutsche Sprache, schwere Sprache

Guten Rutsch, Prosit Neujahr – hä?

Jedes Jahr aufs Neue wünschen sich die Menschen Gutes für das neue Jahr. Zwei solche geflügelten Redensarten seien kurz erklärt. Prosit Neujahr wird oft beim ersten Anstoßen mit einem perlenden Wein seinem Gegenüber gewünscht. Prosit kommt aus dem Lateinischen – einer Sprache, die die Kirche bis in die 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts aktiv gesprochen hat und zum Teil immer noch tut. In der ehemaligen Weltsprache und Sprache der Vornehmen steht dieses eine Wort „prosit“, ein Verb, im Deutschen für einen ganzen Satz, einen Wunsch: Möge es wohl ergehen. Prosit Neujahr bedeutet also: Möge das neue Jahr zuträglich sein, möge es gut werden, möge es für dich ein erfolgreiches, gutes Jahr werden. Entstanden ist die Redewendung angeblich erst im 18. Jahrhundert im Kreise feiernder Studenten. Viel häufiger wünschen sich die Menschen in Rankweil, egal ob klein oder groß, alt oder jung, allerdings „einen guten Rutsch“. Damit soll nicht Pech oder Unglück zum Ausdruck gebracht werden, sondern etwas Positives. Doch woher diese Redewendung wohl kommen mag? Dazu gibt es zwei Erklärungsmodelle: Das eine besagt, dass mit „rutschen“ früher auch „reisen“ oder „fahren“ bezeichnet werden konnte. Einen guten Rutsch wünschen beim Übergang in das neue Jahr bedeutete also soviel wie gut durch das neue Jahr zu kommen oder die Reise in das neue Jahr gut zu überstehen. Öfter ist mir allerdings folgende Erklärung für dieses Wort untergekommen: Im Hebräischen bezeichnet der Name „rosch שאר “ den Beginn, den Anfang und auch das Haupt oder den Kopf. Wenn jemand also einen guten „rosch“ des neuen Jahres wünscht, dann ist das nichts anderes als der Wunsch eines guten Beginns des neuen Jahres. Wenn sich Juden diesen Wunsch nun zusprachen an Neujahr, hörten das wohl auch Nicht-Juden, die den Sinn der fremden Sprache nicht verstanden. Durch das Verschmelzen der einzelnen Buchstaben und Worte wurde so das im Deutschen ähnlich klingende „Rutsch“. Wer sich einen guten Rutsch wünscht, meint damit also nicht einen glimpflichen Sturz, sondern einen guten Start in das neue Jahr. In diesem Sinne wünsche ich allen Leserinnen und Lesern Prosit Neujahr und einen guten Rutsch. *

Ewald Unterhofer
Pastoralassistent und Mesner