Bibel? Prost, Mahlzeit! – unter diesem Motto trafen sich Menschen des guten Geschmacks gepaart mit einer bestimmten Neugier oder Skepsis was die Bibel betrifft, an vier Donnerstagabenden im Rahmen der Sommerkirche im heimeligen Ambiente des Mesnerstübles.
Eine Zusammenfassung darüber ist schwierig, denn „jeder Abend für sich war einzigartig schön; jeder war anders und eine Überraschung“, resümierte Ilse ein paar Tage später.
Am ersten Abend galt es, mit zwei Texten aus der Heiligen Schrift, die sich zum Teil zu widersprechen schienen, umgehen zu lernen. Die Rede ist von den beiden Speisevorschriften aus der Genesis. Doch auch über die verführerische Frucht im Garten Eden und vor allem über die nicht unbedeutende Rolle des Essens bei Jakob und Esau wurde diskutiert. Passend dazu wurden erst Früchte wie Trauben, Oliven und Nüsse gereicht, später Brot und natürlich ein Linsengericht wie jenes, mit welchem Jakob das Erstgeburtsrecht erkaufte.
Am zweiten Abend versetzte sich die illustre Runde in die Menschen kurz vor dem Auszug aus Ägypten. Den biblischen Erzählungen des Pessachmahles folgend wurde die Bedeutung für das Volk Israel damals und auch für das heutige Judentum erfragt und nachgespürt. Vom Bestreichen der Türpfosten war die Rede, von der Einführung eines neuen Kalenders und dem Moment, in dem sich Israel als ein gemeinsames Volk verstand und zum ersten Mal so bezeichnet wurde. Natürlich durften an diesem Abend weder ungesäuertes Brot, bittere Kräuter noch Wein und ein Lammgericht fehlen. Auch kurze jüdische Lobpreisgebete wurden vorgebracht. „Mir hat die Stelle gut gefallen, in der es heißt: Wenn die Hausgemeinschaft zu klein sei, so hole er Nachbarn oder Freunde hinzu“, berichtete Tamara über eines der Bibelzitate, die ihr noch in Erinnerung sind.
Der dritte Abend war für viele eine unbekannte und besondere Art des Hörens des Wortes Gottes. Auf dem Programm stand nämlich, die leckeren Gerichte schweigend zu essen, während eine Tischlesung vorgetragen wurde. „Mir hat der Abend imponiert. Vor allem ist mir hängen geblieben, dass wir schweigend gegessen haben. Wir waren durch nichts abgelenkt und die Texte waren dadurch besonders intensiv.“ Auch die nicht alltäglichen Gerichte haben dazu beigetragen, dass der Abend zu einem außergewöhnlichen Erlebnis wurde, etwa Wassermelonen-Feta-Salat, Falafel (Kichererbsen-Knödelchen) und Couscous oder auch die nahöstlichen Gewürze. Gleichermaßen außergewöhnlich waren die zum Teil unbekannten Bibelstellen: „Ich hätte nie gedacht, dass so etwas in der Bibel steht“, schilderte ein Teilnehmer seine Verwunderung über den Fall von Kannibalismus in einer Hungersnot.
Mit teils wenig bekannten Redewendungen beschäftigte sich die Gruppe der Bibelinteressierten am letzten Abend. Die zu lesenden Weisheiten stammten aus dem Buch der Sprichwörter. Diese verschriftlichte Weisheit ist auch für das Leben heute noch immer aktuell und manchmal verblüffend direkt und ehrlich. Beim Puzzeln, welche der verschiedenen Spruchteile wohl zusammengehören könnten, kamen die Teilnehmer/innen ins Gespräch und zum Teil auch ins Grübeln. Für ein gutes Leben braucht es nicht nur Weisheit und Ehrfurcht vor Gott, sondern auch etwas zu essen, an dem es an diesem Abend nicht gefehlt hat, denn vom Flammkuchen bis zum Dattelmousse blieb kein Magen leer. „Gekocht haben die zwei fleißigen Bienchen (Simone und Evelyn) super“, resümiert Karin nach den vier Abenden.
Gemäß den Worten Jahwes: „Ich bin für euch wie Wacholder“, also etwas, das dem Leben Würze gibt und Halt, Boden und Fundament (denn die Böden des Tempels waren aus Wacholderholz), konnten die Abende mit einem Gläschen Gin ausklingen, bei welchem spannende Gespräche (weiter-) geführt werden konnten und auch die Gemeinschaft nicht zu kurz kam.
Schön, dass so viele an diesen Abenden teilgenommen haben und sich gemeinsam auf das Erlebnis Bibel eingelassen haben! Bibel? Prost, Mahlzeit! *
Ewald Unterhofer
Pastoralassistent und Mesner